Mittwoch, 26. Mai 2021

Tanz – Gedichte von Fee Girod und Zeichnungen von Andreas Krämmer

Luxus

 

Welch ein Luxus:

Schwerelos

auf dem Sonnenstrahl

schweben.

 

Welch ein Luxus:

Die Wonnen der Bedürfnislosigkeit

genießen.

 

Hier sein, da sein,

in Trance sein,

im Tanz sein,

ganz sein.                         (Fee Girod)



Die dem Gedicht "Luxus" zugeordnete Zeichnung wurde von Andreas Krämmer im Atelier farbig überarbeitet und befindet sich heute in Münchner Privatbesitz.



In der 79-seitigen Publikation stellen die Künstlerin und der Künstler 42 Gedichte und 44 Zeichnungen zu Stücken aus dem Tanztheater von Pina Bausch vor. Das Buch ist erhältlich bei:

 

Andreas Krämmer

Luitpoldstraße 7

96145 Seßlach

 

Andreas Krämmer (Hrsg.): Tanz – Fee Girod Gedichte/ Andreas Krämmer Zeichnungen 2020. Benedict Press, Vier-Türme GmbH, Münsterschwarzbach Abtei 2021,

ISBN 978-3-00-067361-0

 

Presse:

Dieter Ungelenk: Tanz in Wort und Bild - Die Treppe zum Himmel. Neue Presse Coburg, 12.05.2021, siehe: https://www.np-coburg.de/inhalt.tanz-in-wort-und-bild-die-treppe-zum-himmel.0a130b41-b78f-406d-beaf-bab9aad9158a.html, Stand vom 26.5. 2021.

Freitag, 15. Januar 2021

NEUE KONTUREN

Ausstellung im und am Stadtmuseum Oldenburg

vom 15. Januar bis 28. Februar 2021

Vor dem Stadtmuseum Oldenburg befindet sich mit „Mann aus der Enge hervortretend“ eines der Hauptwerke des letztjährig verstorbenen Bildhauers Waldemar Otto (1929–2020). Die drei Meter hohe Monumental-bronzeplastik ist nur ein Motiv aus der insgesamt etwa zehn Arbeiten umfassenden Werkgruppe mit dem Titel „Figuren zwischen Wänden“: „Die Werkgruppe, die zwischen 1969 und 1974 entstanden ist, handelt von Menschen in der arbeitsteiligen Gesellschaft, in der die Bewegungsfreiheit des Individuums eingeschränkt ist durch die sozialen und persönlichen Zustände, aus denen er nicht herausfindet.“(1) (Waldemar Otto)

Fast so, als müsse sich ein postmoderner „Schmerzensmann“ gegen eine unnatürlich umgekehrt wirkende Gravitationskraft, eine „Abstoßungskraft“ oder Art Gegendruck vor sich behaupten; so tastet sich ein lang- und feingliedrig dargestellter Mann augenlos – sprichwörtlich von Blindheit geschlagen – zwischen zwei eng angeordneten Wänden voran und greift dabei über das Ende der Wände hinaus, um sich so anscheinend aus der allumfänglichen Bedrängnis des sich perspektivisch verengenden Raumes hinter sich herauszulösen.

Der Bildhauer bedeutet dem geneigten Betrachter damit eine prinzipiell durchgreifende Idee; und zwar seine künstlerische Vorstellung über die Possibilität der Entrinnbarkeit und gleichzeitigen Unentrinnbarkeit des einzelnen Menschen aus seinen gesellschaftsbedingten Alltags- und Lebensökonomien. „Die über den vorderen Rand hinausragenden Hände verdeutlichen die endlose Folge der Raumsituation“,(2) so Waldemar Otto.

Foto: Privat.

„Die Skulptur „Mann aus der Enge“ […] wird neu interpretiert.“(3) 

In Kooperation mit The Hidden Art Project stellt das Stadtmuseum Oldenburg unter anderem eine Installation von Sven Müller vor. Um die Plastik Ottos „Mann aus der Enge hervortretend“ baute Müller, gewissermaßen als temporäre Weiterverarbeitung, eine vielteilige Installation auf und „zeigt einen übergroßen Versandkarton, aus dem Begehrlichkeiten des Überflusses herausfallen. Die Installation rund um das ursprüngliche Kunstwerk thematisiert das veränderte Konsumverhalten der Gesellschaft in der aktuellen Pandemie. Durch die Corona-Beschränkungen hat sich der Trend zum Online-Shopping beschleunigt. Einige wenige Firmen profitieren davon, zu Lasten des heimischen Handels in den Innenstädten. Die Verschiebung des Kaufverhaltens hat viele Gründe, wird jedoch durch die aktuelle Situation beschleunigt. Als Metapher für unser Konsumverhalten und den daraus resultierenden Profiteuren, befreit sich der „Mann aus der Enge“ aus der Zwanghaftigkeit unsere[r] Gesellschaft. Die Installation ist eine Aufforderung, die bisherigen Konsummuster zu hinterfragen und sich stärker auf die lokale Wirtschaft zu konzentrieren.“(4) 

Unstrittig ist wohl, dass derzeitig eine viel höhere Anzahl an Menschen pandemiebedingt ihre Einkäufe per Onlinekauf bei den bekannten Versandriesen abwickelt. Eine Vervielfachung der Umsätze und Gewinne ist bei den bekannten Playern mithin die Folge. Das Hinterfragen dieser Zu- und Umstände ist allemal legitim und auch die Kritik an derlei Entwicklungen.

Aber haben wir es denn tatsächlich mit einer allgemeinen und vorläufig beständigen Änderung der Kauf- und Konsumgewohnheiten breiter Teile der Gesellschaft zu tun?

Das bleibt abzuwarten und zu beobachten. Der lokale Handel ist im Moment wegen Covid-19 fast komplett geschlossen. Unzählige Menschen würden es sicherlich bevorzugen, in ihrem gewohnten Umfeld einzukaufen und dabei auch sozial zu interagieren. Grundsätzlich gilt wohl, etwas kürzer im Konsumverhalten zu treten, kann nicht schaden.

Wird sich der „Mann aus der Enge hervortretend“ wirklich „aus der Zwanghaftigkeit unsere[r] Gesellschaft“(5) befreien können?

Waldemar Ottos Idee vereint die Omnipräsenz und Omnipotenz des Darstellbaren und Nichtdarstellbaren sowie des Erzählbaren und Nichterzählbaren in sich – und das war sicherlich eine enorm langwierige geistige, überwindungsreiche und schöpferische Arbeit und Leistung. Waldemar Ottos „Mann aus der Enge hervortretend“ erzählt, mitinbegriffen, von wesentlich mehr als Konsumkritik.

Sven Müllers „Installation ist eine Aufforderung, die bisherigen Konsummuster zu hinterfragen […]“(6), schreibt das Museum. Ob dieser Grundgedanke bei den RezipientInnen wahrlich zünden und diese gewünschte Wirkung erzielen wird, bleibt abzuwarten. Ungewiss bleibt außerdem, ob Waldemar Ottos Arbeit als Bestandteil der neuen Installation einen Gewinn für die künstlerische Aussage Müllers in Wirkung übrig lässt, oder ob die berechtigte Konsumkritik Müllers Ottos Arbeit im Auge der BetrachterInnen nicht zuweilen zur bloßen „Leinwand“ degradiert.

Aus Sicht des Autors bestehen über alledem nicht unwesentliche konservatorische Bedenken im Umgang mit derartig wertvollen und limitierten Kunstwerken wie Ottos „Mann aus der Enge hervortretend“.

Bei der Enthüllung einer weiteren Fassung des Motivs, am 21. Juni 2007, in Holsterhausen sagte Waldemar Otto zum etwaigen Gebrauch seines Werkes durch Graffitisprayer als „skulpturale Leinwand“: „Aber meiner Erfahrung nach achten auch Sprayer solche Werke, wenn sie wissen, dass da viel Arbeit hintersteckt“.(7)

Es bleibt nur zu hoffen, dass Sven Müllers museumsseitig erlaubter Zugriff auf Ottos Arbeit von seiner eigenen, umgewerteten Kernaussage profitiert und das neue Bildwerk dem sonstigen Niveau des Museums entsprechen kann.

 

(1) WAZ, Kunst an der Kreuzung, Nord West Borbeck, 21.06.2007, einzusehen unter: https://www.waz.de/staedte/essen/nord-west-borbeck/kunst-an-der-kreuzung-id1915366.html, Stand 14.01.2021. 

(2) Ebenda. 

(3) https://www.stadtmuseum-oldenburg.de/neuekonturen/kooperation-mit-the-hidden-art-project, Stand 14.01.2021. 

(4, 5, 6) Ebenda.

(7) WAZ, Kunst an der Kreuzung, Nord West Borbeck, 21.06.2007, einzusehen unter: https://www.waz.de/staedte/essen/nord-west-borbeck/kunst-an-der-kreuzung-id1915366.html, Stand 14.01.2021.

Mittwoch, 14. Oktober 2020

NATHALIE BISSIG – GEBT HER EURE ÄUGLEIN

Erste umfassende Einzelausstellung mit Werken aus rund 20 Jahren im Nidwaldner Museum/Winkelriedhaus in Stans

Zum Flyer der Ausstellung

Im Zentrum des künstlerischen Schaffens von Nathalie Bissig steht das Geheimnisvolle, Archaische und Schauerliche. Als Betrachterin oder Betrachter erliegen wir schnell dem Zauber, der von ihren Arbeiten ausgeht. Die Künstlerin nutzt unterschiedliche Medien, von der Zeichnung über die Fotografie bis hin zur Objektkunst, und kombiniert diese häufig miteinander. Stets gilt ihr Hauptinteresse dem Surrealen, dem Traum, der Ahnung und anderen Zwischenwelten. Entsprechend intuitiv und spontan entstehen ihre Arbeiten. Die zentralen Themen, mit denen sie sich beschäftigt, kreisen um die Landschaft, die Umgebung und die menschliche Figur. Dabei fragt sie auf subtile Weise nach deren wechselseitigem Verhältnis. Seit 2012 nimmt das Motiv der Maske einen wichtigen Platz in ihrem Schaffen ein. Aus meist textilen Materialien gefertigt, legt die Künstlerin das Selbst-Gemachte bewusst offen, lässt sie als textiles Objekt in Erscheinung treten, inszeniert sie in einer Fotografie oder als Element einer Performance.

In ihrer Einzelausstellung im Nidwaldner Museum gewährt Nathalie Bissig zum ersten Mal einen umfassenden Einblick in ihr Schaffen. Die gezeigten Arbeiten stammen aus einem Zeitraum von 1999 bis heute, wobei einige Werke bisher noch nie öffentlich präsentiert wurden. Am Eröffnungsnungsabend wird ausserdem eine von Nathalie Bissig konzipierte Performance mit rund einem Dutzend Kindern aus der Region aufgeführt. (Quelle: N. Bissig und Nidwaldner Museum/Winkelriedhaus Stans)


 

Programm:

Freitag, 30. Oktober 2020, 18:30 Uhr

– Begrüssung durch Stefan Zollinger,

Vorsteher Amt für Kultur / Leiter Nidwaldner Museum.

– Ausstellungseinführung durch Patrizia Keller, Kuratorin.

Im Anschluss findet ein öffentliches Vernissage-Essen im Museum statt.

 

Sonntag, 1. November 2020, 13 Uhr bis 17 Uhr

Familiensonntag

 

Programm zur Ausstellung von Nathalie Bissig.

Mittwoch, 18. November 2020, 18:30 Uhr

Schlaglicht-Rundgang durch die Ausstellung mit Christoph Lichtin, Kunsthistoriker, Geschäftsführer Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte, und Patrizia Keller.

 

Mittwoch, 27. Januar 2021, 18:30 Uhr

Öffentlicher Rundgang durch die Ausstellung mit Nathalie Bissig und Patrizia Keller.

 

Adresse:

Nidwaldner Museum / Winkelriedhaus / Engelbergstrasse 54 A

6370 Stans

 

Öffnungszeiten:

Mi 14-20 Uhr, Do-Sa 14-17 Uhr, So 11-17 Uhr

(Mo + Di sowie Schmutziger Donnerstag, 25. + 26.12. und 01.01. geschlossen)

 

Kontakt:

Telefon 041 618 73 40 / Mail museum@nw.ch

(Telefon Museum Winkelriedhaus 041 610 96 06 während Öffnungszeiten)

 

Mit freundlicher Unterstützung von: Swisslos Kulturfonds Nidwalden, Swisslos Kanton Uri, Dätwyler Stiftung, Gemeinde Altdorf

Sonntag, 5. Juli 2020

Maskenpflicht - Eine Installation von Nathalie Bissig anlässlich der Kunststipendien der Stadt Zürich

11. JULI bis 30. AUGUST 2020


Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
ab dem 11. Juli 2020 wird die von Pestmasken inspirierte Installation "Maskenpflicht" der Künstlerin Nathalie Bissig anlässlich der Kunststipendien der Stadt Zürich im Helmhaus Zürich zu sehen sein. 
Maskenpflicht, Installation, 2020. Copyright: Nathalie Bissig






Aufgrund der Corona Schutzmassnahmen findet keine Vernissage statt. Die Ausstellung kann gleichwohl bis zum 30. August 2020 während den regulären Öffnungszeiten besucht werden.
Der Eintritt ist frei.

Helmhaus Zürich

Limmatquai 31
8001 Zürich
www.helmhaus.org

Öffnungszeiten
Montag: geschlossen
Dienstag bis Mittwoch und
Freitag bis Sonntag: 11 bis 18 Uhr
Donnerstag: 11 bis 20 Uhr
Samstag, 1. August: 11 bis 18 Uhr
Nathalie Bissig und Museumsgfluester wünschen allen Lesern einen wunderschönen Sommer und viel Spaß in Zürich!

Kurzvideo: Nathalie Bissig über ihre Arbeit
LINK
PREVIEW 2020
OXYD - KUNSTRÄUME, WINTERTHUR
VERNISSAGE: 20.AUGUST
FINISSAGE: 2.OKTOBER

LINK
NIDWALDNER MUSEUM, STANS
VERNISSAGE > 30.OKTOBER 18.30H
AUSSTELLUNG: 31.OKTOBER - 7.FEBRUAR
LINK

Sonntag, 24. Mai 2020

Neues Projekt der Schadow Gesellschaft Berlin e.V.

Münzfries von Johann Gottfried Schadow aus den Jahren 1799-1802 soll entstaubt und restauriert werden und an einem geeigneten Ort für die Öffentlichkeit zur Verfügung stehen, vorerst im großen Aus-stellungssaal der jetzigen „Berliner Münze“. Andere Überlegungen sind in der Diskussion.

Sehr geehrte Damen und Herren!
Liebe Freunde und Sympathisanten der Schadow Gesellschaft Berlin e.V.!

Vorstand und Kuratorium der Schadow Gesellschaft Berlin e.V. haben beschlossen, zusammen mit Herrn Dr. Andreas Schikora von der Staatlichen Münze Berlin und Frau Dr. Yvette Deseyve von der Alten Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, den Münzfries von Johann Gottfried Schadow aus den Kreuzberger Katakomben wieder in das Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Der Fries muss von Experten restauriert werden. Wir schätzen die Kosten auf 200.000 bis 250.000 Euro.

Schadows Münzfries

Wer Gottfried Schadows Münzfries in seinem jetzigen Domizil, in den Katakomben des Berliner Kreuzberg-Denkmals einmal nur gesehen hat, wird den Eindruck davon kaum je wieder vergessen. Denn selbst wenn sich die großformatigen, pathetisch-theatralischen Szenen nicht gleich erschließen: Dieses Mit- und Gegeneinander der vielen, oft halbnackten Menschenleiber fesselt das Auge. Eigenartig und sehr lebendig sind diese Schadowschen Geschöpfe alle. Beinahe könnte sie noch der Titanensohn Prometheus geformt haben. Sie erinnern uns an seine Erdklöße aus Lehm, man ahnt ihre Reflexe, Instinkte und Triebe; bei aller Idealisierung tragen die vielen kraftvoll-herben Gestalten doch Gutes wie Schlimmes in sich, in sonderbarer Mischung.
Bildquelle: Schreiben der Schadow Gesellschaft Berlin e. V., Mai 2020.

In seinen Memoiren von 1849 berichtet der alte Schadow ausführlich vom Münzfries. Dieser entstand als Bauschmuck für die sog. Neue Münze (1798-1800) des Architekten Heinrich Gentz (1766-1811) auf dem Werderschen Markt in Berlin. Das monumentale Werk, rund 40 Meter lang und 1,75 Meter hoch, 39 Einzelplatten, gehörte seitdem neben seiner weithin sichtbaren Quadriga auf dem Brandenburger Tor zu den bedeutenden, im Stadtraum öffentlich wirksamen Bildfolgen. Die Entwürfe für die aus Sandstein gefertigten Basreliefs, für die Gentz die Ideen lieferte, kamen 1799 von einem weiteren Architekten, dem damals wie heute hoch geschätzten Friedrich Gilly (1772-1800). Dessen Vorgaben seien so qualitätsvoll gewesen seien, dass man – sagt Schadow – für die zunächst entstehenden Gipsmodelle es angemessen fand, davon nicht abzuweichen. Das Friesband lief am Münzgebäude an drei Seiten über dem Erdgeschoß entlang, die unterschiedlich großen Reliefplatten kamen hauptsächlich aus Schadows Werkstatt.

Schadow schreibt davon sachlich, sich selbst in der dritten Person ansprechend und nicht ohne Stolz: Schadow kann sich nur die an der Fassade und jene an der hintern Seite ganz beimessen; die lange Seite wurde andern Bildhauern mit übertragen; unter diesen war es Bussler, der das Beste leistete. Diejenigen mögen es rechtfertigen, welche meinen, Schadow habe hier die mehrste Meisterhaftigkeit gezeigt. Diese Basreliefs, von welchen die Umrisse in den Zeichnungen mitgeteilt worden sind, umziehen wie ein Band die drei freien Seiten desselben. Die Inschrift an der Hauptfassade drückt die erste Bestimmung aus, nämlich: die oberste Etage solle die Lehrzimmer und Zeichensäle der Bauschule enthalten, die mittlere das kostbare Königliche Mineralienkabinett bewahren und die untere dem Prägen der Münzen verbleiben; letztere Bestimmung ist allein noch vorhanden.

Drei Institutionen beherbergte also der innovativ-moderne Baukörper, und zwar die Münzprägeanstalt, die Allgemeine Bauschule und das Oberbergdepartement. Die vier narrativ angelegten Szenen waren inhaltlich darauf ausgerichtet: 1. Das Hervorbringen der rohen Metalle, 2. Das wissenschaftliche Ordnen der Metalle, 3. Das Verarbeiten der Metalle, 4. Landbau und Wasserbau.

Im Laufe der baulichen Veränderungen Berlins wurde dieses Münzgebäude ab 1869 abgerissen, Schadows Werk bis 1871 durch andere Reliefs erweitert und zunächst am Stülerschen Münzgebäude (1868-1871), nach dem 2. Weltkrieg probeweise auch anderweitig angebracht. Eine wenig qualitätvolle und ungünstig platzierte, heute verwahrlost wirkende Nachbildung des Schadow-Frieses ist noch an der ehemaligen, 1935 erbauten Reichsmünze am Molkenmarkt zu sehen. Sie kann sich nicht mit dem originalen Bildwerk messen.

Bereits die beiden großen Berliner Kunsthistoriker Peter Bloch (1925-1994) und Helmut Börsch-Supan (geb. 1933) engagierten sich jahrelang voller Enthusiasmus für eine würdige Aufstellung dieses genialen Schadowschen Kunstwerkes, da es – wie die Quadriga auch – neben seinem kunst- und zeithistorischen Wert auf die eigentlichen Grundlagen eines jeden modernen Staatswesens hinweist.

Wir wären Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, außerordentlich dankbar, wenn Sie uns bei diesem Projekt ein klein wenig finanziell unterstützen könnten. Für jede noch so kleine Spende auf das unten stehende Konto unserer Gesellschaft sind wir Ihnen sehr dankbar. Eine Spendenbescheinigung wird Ihnen selbstverständlich ausgestellt.

Mit sehr freundlichen Grüßen
Ihre

Dr. Claudia Czok
Vorsitzende

Klaus Gehrmann
Geschäftsführer

Siehe auch:
Helmut Caspar: Schadows Münzfries verstaubt.

Schadow Gesellschaft Berlin e.V.(Schadow Haus)
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Telefon/Fax 030/226 73 02
Vorsitzende: Dr. Claudia Czok
Stellvertreter: Wolf-Borwin Wendlandt
Schatzmeister: Wolf-Rainer Hermel
Schriftführerin: Dr. Christina Petersen, Bernd Goldmann, Bärbel Dieckmann
Kuratorium: Dr. Anja Gebauer, Dr. Hans Gerhard Hannesen, Dr. Andreas Kaernbach, Monika Peschken,
Prof. Dr. Heinrich Wefelscheid
Geschäftsführer: Klaus Gehrmann
Vereinsregister Berlin-Charlottenburg Nr. 13674 Nz, Gemeinnütziger Verein
Berliner Sparkasse, BLZ 100 500 00, Konto Nr. 0103 812 040
IBAN: DE18 1005 0000 0103 8120 40
BIC: BELADEBEXXX

Dienstag, 12. März 2019

Zum 110ten Todestag: Das Nachwirken von Ferdinand Lepcke am Kurzbeispiel der Kleinplastik „Wiedersehen“ – Gestern museale Kunst und heute Pop

Noch im Januar 1909 veranlasste der Berliner Bildhauer Ferdinand Lepcke (23. März 1866 – 12. März 1909) eine Schenkung ausgewählter Werke an seine Geburtsstadt Coburg. Er hatte der Stadt bereits in den Jahren zuvor verschiedene Arbeiten in Gips und Bronze zur Aufstellung im damaligen Rathaussaal übergeben. Nur in Gips damals in Coburg vorhandene Werke sollten nach Bestreben des Künstlers möglichst finanziert und in Bronze gegossen werden. Hierzu konnte es jedoch nicht mehr kommen.

Am 12. März 1909 – wenige Tage vor seinem 43. Geburtstag – verschied Lepcke an einer Lungenentzündung in Berlin. Einer Überlieferung nach ließ sich der Künstler noch erkrankt in seinem Atelier betten. Wenig später verstarb er. Hoffte er so auf raschere Genesung, oder wollte er Abschied nehmen von seinen Schöpfungen und Ideen?

Auf der Großen Berliner Kunstausstellung von 1909 zeigte man in Gedenken an den verstorbenen Bildhauer 28 seiner Werke. Darunter vertreten waren Gipse und Bronzen, eine Holzskulptur sowie die in carrarischem Marmor ausgeführte Idealplastik „Wiedersehen“. Das Motiv wurde in bedeutende Sammlungen aufgenommen, es befindet sich zum Beispiel als Bronzeguss in der Alten Nationalgalerie Berlin (Ankauf 1904), in den Kunstsammlungen der Veste und den Städtischen Sammlungen Coburg oder in der Eremitage in St. Petersburg. Das letztere Haus bietet sogar relativ hochpreisige Nachgüsse unter dem Titel „The Kiss“ im Museumsshop an.

Die Kleinplastik „Wiedersehen“ sollte neben den als Kleinplastiken erprobten und später lebensgroß ausgeführten Figuren der „Bogenspannerin“ (1905/06) und der „Phryne“ (1907/08) eine der bekanntesten und beliebtesten Arbeiten Lepckes werden. Mindestens zwei etablierte deutsche Gießereien nahmen das „Wiedersehen“ bereits zu Lebzeiten des Bildners oder kurz danach in ihr ständiges Angebot von Salon- oder Schreibtischbronzen auf.

Wiedersehen, Bronzeguss, 31 cm mit Sockel, Kunstsammlungen der Veste Coburg, Inv.-Nr. Pl.154. Kunstsammlungen der Veste Coburg https://www.kunstsammlungen-coburg.de

Ab 1917 wurde das Motiv auch in der Kunstgießerei Lauchhammer in unterschiedlichen Dimensionen in Eisen und Bronze gegossen. Ferdinand Lepckes Bruder Oskar (1864–1930) achtete und schätzte die Kunst von Ferdinand sehr – zudem war er ein findiger Kaufmann. Oskar Lepcke sorgte lebenslang und mit besten Kräften dafür, dass Teile des Schaffens seines Bruders dauerhaft für den Kunsthandel verfügbar blieben, indem er der Kunstgießerei Lauchhammer Lizenzen zur Vervielfältigung von Gipsen in Bronze und Eisen verkaufte.

Zwischen 1917 und 1948 lieferte die Lausitzer Gießerei das „Wiedersehen“ unter anderem nach Bukarest, Rotterdam, Stockholm, Berlin, Duisburg, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, Stuttgart, Halle/Saale und Riesa. Eine nicht geringe Anzahl an Güssen der Figurengruppe wurde auch von einzelnen Mitgliedern der Sowjetischen Militäradministration angekauft. Der erste Verkauf nach dem Zweiten Weltkrieg an Privat ist für das Jahr 1947 belegt.

Das „Wiedersehen“ wurde bis 1989 im Katalog der dem VEB Schwermaschinenbau Lauchhammer zugehörigen Gießerei angeboten. Auch in den letzten Jahren wirbt die aktuelle Kunstgießerei Lauchhammer mit dem Bildwerk und bietet Bronzenachgusse an.

Inwiefern Lepckes Schaffen posthum in den 1930er und 1940er Jahren eventuell politische Instrumentalisierung oder Zäsur erfahren haben könnte, ist bislang kaum erforscht. Am Rande bemerkenswert erscheint aber, dass Alfred Rosenberg (1893–1946) als einer der wichtigsten Ideologen der NS-Propaganda eine Arbeit Lepckes in einer Bildfolge mit dem Titel „Deutsche Frauenplastiken der Gegenwart“ in den Nationalsozialistischen Monatsheften der NSDAP vom Januar 1938 veröffentlichen ließ – 29 Jahre nach Lepckes Ableben. Außerdem waren hier Werke von Wilhelm Petersen (1900–1987), Hans Schwegerle (1882–1950), Arno Breker (1900–1991), Oswald Hofmann (1890–?), Ernst Freese (1865–?), Christiane Gerstel-Naubereit (1901–2001) und von Lepckes Studienfreund Fritz Klimsch (1870–1960) abgedruckt.

Erfolgsmitbestimmend für den kommerziellen Absatz einer Plastik auf dem Kunstmarkt konnte der Ankauf der Alten Nationalgalerie aus den Großen Berliner Kunstausstellungen sein, so mit Lepckes „Wiedersehen“ 1904 geschehen. Mit Unterbrechung durch die Weltkriege waren der Bronze- und nachrangig der Eisenguss prominenter Plastiken für die Ausstattung repräsentativer oder privater Orte und Räumlichkeiten von Interesse.

Abgesehen vom Kunsthandel mit Eisen- und Bronzegüssen sowie mit Alabastervarietäten bediente die Alexander Backer & Co. Inc. aus New York etwa ab den 1950er und 1960er Jahren auch Kunden mit kleinem Geldbeutel. Backer warf Gipskopien von bekannten Büsten und Kleinplastiken auf den Markt, darunter Lepckes „Wiedersehen“, die ohne Mühe auch heute noch zu erwerben sind.

Die serielle und letztlich sehr wahrscheinlich massenhafte Produktion von billig herzustellenden Gipskopien des Motivs durch die Alexander Backer & Co. Inc. eröffnete dem ohnehin aufgrund seiner Emotionalität recht gängigem Motiv eine weitere Popularisierung in breiteren Bevölkerungsschichten. So setzte das „Wiedersehen“ seinen Erfolgskurs vom Museum über das Bürgertum des beginnenden 20. Jahrhunderts hin zum Dekorationsobjekt für gewissermaßen „Jedermann“ weiter fort.

Auch zeitaktuell erfreut sich das Motiv ungebrochener Beliebtheit:
„Auf einer Reise im Jahr 2017, die unter anderem auch nach Stockholm führte, besuchte ich verschiedene Kunstsammlungen. Bei einem Spaziergang durch Gamla stan wurde ich auf eine Kopie von Lepckes „Wiedersehen“ im Schaufenster eines Souvenirladens aufmerksam. Der Verkäufer berichtete, dass es sich um Kopien aus Asien handele. Diese bestanden aus mit Metallpulver versetztem Kunststoff, um so mehr schlecht als recht den Eindruck eines edlen Kunstgusses zu suggerieren. Abgesehen von der schlechten Ausführung der Kopie und dem fehlenden Hinweis auf den Künstler freute mich eines ganz besonders: Der Verkäufer gab weiter zu verstehen, dass jungverliebte Paare auf Reisen das Motiv recht häufig erwerben würden.“ (Nicky Heise, März 2019)

©Nicky Heise, Berlin 11.03.2019


Veranstaltungshinweis:

18.03.2019, 19:00 Uhr
„Der Bildhauer Ferdinand Lepcke: Was ist von seinem Wirken und seinen Werken geblieben?“
Vortrag von Dr. Rudolf Mach

Heimat- und Kulturverein Kleinmachnow e.V.
Hohe Kiefer 41
14532 Kleinmachnow
http://www.kleinmachnow.de/staticsite/staticsite2.php?menuid=264&topmenu=264


Literatur:
Nicky Heise: Ein Kuss zum Frühlingserwachen. In: Westerwälder-Landleben-Magazin, Ausgabe 10, März 2018, Edition Blattwelt Niederhofen, S. 26–28. (Aufsatz zu Ferdinand Lepckes Kleinfigur „Wiedersehen“)

Nicky Heise: Ferdinand Lepcke (1866–1909) – Ein Berliner Bildhauer um 1900. In: Das Teltower Land. Heimat-Magazin 2015/16. Verlag     Buchkontor Teltow 2016, S. 149–164. ISBN 978-3-9815865-4-1

Ferdinand Lepcke. Allgemeines Künstlerlexikon (AKL) – Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Bd. 84, S. 160, De Gruyter, München 2014. ISBN 978-3-11-023189-2

Nicky Heise, Susanne Kähler, Inga Kopciewicz, Stefan Pastuszewski, Marek Romaniuk, Klaus Weschenfelder: Ferdinand Lepcke 1866–1909. Anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Museum Bydgoszcz, Dezember 2014 bis März 2015, Bydgoszcz 2014. ISBN 978-83-63572-92-1

Nicky Heise, Susanne Kähler und Klaus Weschenfelder: Ferdinand Lepcke (1866–1909) – Monografie und Werkverzeichnis. Sonderdruck aus dem Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 2012, Coburg 2012/13, 252 Seiten, 100 Farbabbildungen. Anlässlich der Sonderausstellung „Ferdinand Lepcke (1866–1909) – Weiblicher Akt und Körperideal“, vom 16. Dezember 2012 bis zum 14. April 2013 in der steinernen Kemenate der Kunstsammlungen der Veste Coburg und vom 18. Mai bis zum 18. August 2013 im Kunstgussmuseum Lauchhammer. ISBN 978-3-87472-092-2


Quellen:
Ferdinand Lepckes „Wiedersehen“, Bronze, Museumsshop Eremitage in St. Petersburg: https://www.hermitageshop.org/sculpture/bronze/001049.html.

Ferdinand Lepckes „Wiedersehen“, Bronze, Kunstgießerei Lauchhammer:
https://www.kunstguss.de/shop/skulpturen/bronzeskulpturen/skulptur-wiedersehen-bronze-ferdinand-lepcke

Ferdinand Lepckes „Wiedersehen“, Gipskopie, Alexander Backer & Co. Inc.: https://www.etsy.com/de/listing/633132086/alexander-backer-liebevoll-umarmen-nude?ga_order=most_relevant&ga_search_type=all&ga_view_type=gallery&ga_search_query=Alexander+Backer&ref=sr_gallery-1-15&organic_search_click=1&frs=1