Montag, 23. Juni 2008

Lauchhammer - Vom Speicher ins Schaudepot. Im Kunstgussmuseum Lauchhammer wird derzeit in der so genannten Bronzeschule ein Schaudepot eingerichtet.

Zum 10.06.2008 sah sich die Stiftung Kunstgussmuseum Lauchhammer in der glücklichen Lage, die letzten noch verbliebenen Gips- und Metallmodelle vom Speicher des Dachbodens der Kunstgießerei Lauchhammer zu bergen. Nun sind nahezu alle der etwa 2800 Objekte, welche mit Hilfe von Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur, der Kulturstiftung der Länder, der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Kjellberg-Stiftung 2005 erworben wurden, in das juvenile Schaudepot umgezogen. Längst nicht alle „Dinge“ konnten in der Vergangenheit zu Objekten musealisiert werden. Diverse Kostbarkeiten, wie z.B. ein Gipsmodell Ferdinand Lepckes der Phryne - eine neuklassizistische Ausführung nach dem antiken Vorbild der Knydia von Praxiteles - ließen sich im Dachspeicher der Kunstgießerei ausfindig machen. In Zusammenarbeit mit dem temporär bestellten Restaurator Bernhard Gutmann, den sechs engagierten Museumsmitarbeitern, einer Ägyptologiestudentin und einem ehrenamtlich tätigen Museologen werden nun alle noch vor Ort erhaltenen Modelle, unter der Leitung der Museumsdirektorin Dr. Susanne Kähler zusehends konserviert, musealisiert und auch restauriert. Statuen und Statuetten, Portraitbüsten, Reliefs, Sepulkralplastik, Denkmäler und allerlei mehr - Einzelteile und Bruchstücke sollen vom Museumsteam in einem Lehrgang unter fachgerechter Anleitung und Beratung des Restaurators gereinigt, gegebenen Falles schellackiert und zusammengesetzt werden. Behutsam sollen die Bildwerke Betrachtung, überlegte Einschätzung und erst dann Behandlung erfahren. Nach professioneller Instruierung können die Mitarbeiter zu mindest präventive Konservierungsmaßnahmen selbstständig durchführen.
Die Gips- und Metallmodelle aus Lauchhammer sollen einer breiten Öffentlichkeit im Schaudepot des Kunstgussmuseums in all ihrer Vielfalt zum Studium, aber auch zur reinen Freude und zum Genuss am Ästhetischen durch Herausstellung von einzelnen und ausgesuchten Arbeiten zugänglich gemacht werden. Dazu benötigt das kleine, gleichwohl hinsichtlich der Sammlung feine Museum zunehmend die Unterstützung Dritter. Alle Besucher, ebenfalls spendable Kunstfreunde, Sponsoren und Mäzene sind herzlich eingeladen, sich intensiver für die Bestände des Kunstgussmuseums Lauchhammer mit seinem Schaudepot zu interessieren. Patenschaften für einige interessante Objekte sind noch zu vergeben. Kunst- und Kulturgutpflege in Form von stiller privater oder öffentlicher Unterstützung könnte die noch zu bewältigende Menge an restaurierungswürdigen Objekten in ihrer professionellen Musealisierung beschleunigen, denn die Mittel sind leider auch im Kunstgussmuseum Lauchhammer sehr begrenzt. Die Sammlung, obwohl noch nicht vollständig inventarisiert, besitzt einen enormen kunsthistorischen und technikgeschichtlichen Wert und verdient nicht zuletzt deshalb ein erhöhtes Maß an öffentlicher Aufmerksamkeit.
© NH