Freitag, 25. März 2016

Wolfgang Hildesheimer. Zum hundertsten Geburtsjahr.

Katalog, Wolfgang Hildesheimer

Am 26. März 2016 wird in Kooperation mit der Kommunalen Bibliothek „Libero Della Briotta“ in Ponte in Valtellina eine Ausstellung zu dem deutschen Schriftsteller und Maler Wolfgang Hildesheimer eröffnet. Kurator der Schau ist der Kunsthistoriker Dr. Gian Casper Bott. Die Ausstellung läuft vom 27. März bis zum 1. Mai 2016.

Wolfgang Hildesheimer: Schreckgestalt, 1991, Collage, 247 x 197 mm, Privatbesitz Basel (in der Ausstellung).

Wolfgang Hildesheimer: Kulthandlung, 1973, Tusche, 185 x 120 mm, Privatbesitz Poschiavo

Gian Casper Bott: Neue Zürcher Zeitung, Wolfgang Hildesheimers letzte Collage. Totentanz in Poschiavo. 11.11.2006, unter: http://www.nzz.ch/articleEMX36-1.74793

Kontakt:
Biblioteca Comunale „Libero Della Briotta“ di Ponte in Valtellina
Piazza Libero Della Briotta 1
23026 Ponte in Valtellina - Italia
biblioteca@comune.ponteinvaltellina.so.it

Donnerstag, 24. März 2016

Ferdinand Lepckes 150ster Geburtstag. Erinnerung an einen Bildhauer.

Ferdinand Lepcke

Am 23. März 2016 jährte sich der Geburtstag des am 23. März 1866 in Coburg geborenen und am 12. März 1909 in Berlin verstorbenen Bildhauers Ferdinand Lepcke zum 150sten Mal. Aus diesem Anlass fanden sich unter anderem Mitglieder des Heimatvereins Kleinmachnow, Nachkommen, Forscher, Künstler, Interessierte und Liebhaber zu einer posthumen Spurenlese zusammen. Alle noch oder wieder im Berliner Stadtbild vorhandenen Denkmale des Künstlers wurden gemeinsam besucht, besprochen und nicht zuletzt der Geburtstag des Bildhauers gebührend gefeiert.

In diesem Sinne suchte die Geburtstagsgemeinschaft den Aspekt einer festlichen Erinnerung an Ferdinand Lepcke mit einer kleinen kunsthistorischen Rundfahrt durch Berlin zu verbinden. Unter den anvisierten Zielen waren beispielsweise das Ernst von Stubenrauch-Denkmal in Teltow oder die Bogenspannerin vor der Alten Nationalgalerie Berlin. Der Lepcke-Nachfahre Dietmar Leischner und der Diplom-Museologe Nicky Heise hatten die Tour zu Ehren von Ferdinand Lepcke angeregt und dankten abschließend allen Anwesenden, Unterstützern und Mitforschenden der Ausstellungen in Coburg, Lauchhammer und Bydgoszcz. (Blick in die Coburger Ausstellung 2012/13 unter: http://backert.magix.net/public/Panorama/Lepcke/Lepcke_3.html und in die Ausstellung in Bydgoszcz 2014/15 unter: https://www.youtube.com/watch?v=pyRDnLOY8Yk)

Foto: Thomas Kienberg/Heimatverein Kleinmachnow, 23.03.2016. Teilnehmer der Lepcke-Tour bei der „Phryne“ in Berlin-Nikolassee: Hr. Käbelmann, Hr. Saupe, Fr. Eberle, Fr. Kranig, Hr. Mach, Fr. Kauffmann, Hr. (?), Hr. Eberle, Hr. Mueller, Hr. Heise, Hr. Leischner, Hr. Krämmer, Hr. Schelling, Hr. und Fr. Holtz (v.l.n.r.).

Ferdinand Lepcke soll ein recht geselliger und sehr unterhaltsamer Zeitgenosse gewesen sein, wie sein Freund Fritz Klimsch zu berichten wusste. Das Leben und Wirken von Ferdinand Lepcke würdigte Dietmar Leischner folgendermaßen: „Ferdinand war ein sehr talentierter Bildhauer, der in seinem kurzen Leben mit unermüdlicher Schaffenskraft, vielfältiger Phantasie und meisterlichem Können zahlreiche Kunstwerke hergestellt hat. Er war im Familienkreis aufgrund seiner optimistischen Lebenseinstellung, Geselligkeit, originellen Gedanken sowie für Sinn und Freude an Schönheit sehr beliebt. Im Hause seiner Coburger Schwester, Nichten und Neffen wurde oft mit Künstlern der „St. Lukas-Klause“ diskutiert und gefeiert.“

Schönheit in Gestalt des unverhüllten weiblichen Körpers

Von 1883 bis 1890 absolvierte Ferdinand Lepcke eine Ausbildung an der Königlichen Akademie der Künste Berlin sowie als Meisterschüler bei Fritz Schaper. Er fertigte bereits während seiner Studienzeit Salonbronzen für den Vertrieb auf dem freien Kunstmarkt an. Außerdem gehörten die bürgerliche Portraitbüste, die öffentliche Denkmal- und Grabmalplastik zu seinem Repertoire. Zum Anfang seiner Karriere waren seine Bildwerke noch vom neubarocken Stil der Berliner-Schule her beeinflusst. Doch bereits zu Beginn der 1890er-Jahre hatte Lepcke zu einem eigenen Ausdruck zwischen Neuklassizismus und Jugendstil gefunden. Ab der Mitte der 1890er-Jahre zeigte er mit Traum- und Fantasiedarstellungen sowie Interpretationen literarischer Themen gesteigerten Mut zum Experiment. Er galt seinen Zeitgenossen als Meister idealplastischer Schöpfung der „Schönheit in Gestalt des unverhüllten weiblichen Körpers“. 1905 stellte Lepcke seine außergewöhnlich ausdrucksstarke „Tänzerin“ vor – ein Jugendstilwerk par excellence. Abgebildet war die Tänzerin am 4. Juni 1905 im Chicago Tribune, sie wurde hier als wohl eines der bemerkenswertesten Bildwerke aus der Großen Berliner Kunstausstellung des Jahres bezeichnet. Am 8. Juni 1905 wurde Lepcke ein Professorentitel in Berlin verliehen.[1] Freundschaft und Bekanntschaft verband den Bildhauer mit Kollegen wie Fritz Klimsch oder August Gaul. Die Beziehungen zu seiner Heimatstadt Coburg ließ Ferdinand Lepcke nie abreißen, er unterhielt intensiven Kontakt zur Familie, zur Coburger Künstlerzunft St. Lukas und stiftete der Stadt mehrere Bildwerke.

Der zeitgenössische, in Coburg geborene, in Seßlach tätige Bildhauer Andreas Krämmer – ebenfalls Teilnehmer der Lepcke-Tour durch Berlin – zeigte sich in seiner Jugend von Lepckes Tänzerin, damals wie heute in den Kunstsammlungen der Veste Coburg zu sehen, tief beeindruckt: „Nicht zuletzt Lepckes faszinierende Tänzerin bewog mich Bildhauerei zu studieren. Auch die Bogenspannerin erfuhr ihren Widerhall als ich eine Diana als Brunnenbekrönung modellierte, eine meiner ersten Arbeiten für den öffentlichen Raum. Die Darstellung des Tanzes aber fesselt mich bis heute und so sind zahlreiche Bronzeskulpturen entstanden, vor allem angeregt durch die Choreographien von Pina Bausch. Ist Lepcke zwar noch geprägt vom Jugendstil, so überragt er doch mit seiner Tänzerin, auch aus meiner heutigen Sicht, in räumlicher Dynamik und Formeleganz die bekannteren Arbeiten seiner Kollegen Stuck und Klimsch.“

Geteilte Schönheit

Überregionale Bekanntheit erlangte Ferdinand Lepcke durch die Mehrfachaufstellung einiger seiner Bildwerke in verschiedenen Städten. Mit dem Entwurf seines Monumentalbrunnens „Sintflut“ belegte er 1898 den ersten Platz im Wettbewerb um einen Staatsauftrag für das damalige, vom Volksmund auch „Klein-Berlin“ genannte, Bromberg (heute Bydgoszcz). Die Einweihung des Brunnendenkmals fand 1904 statt. 1906 wurde die Coburger Fassung enthüllt und 1916 dann die Eislebener Version gestiftet. Bedauerlicherweise fiel das Denkmal in Bydgoszcz bereits 1943 den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges zum Opfer. Umso erfreulicher ist es, dass am 26. Juni 2014 eine Rekonstruktion des Brunnens von dem polnischen Künstler Michał Pronobis in Bydgoszcz neu eingeweiht werden konnte. Ferdinand Lepckes Kunstschaffen spielt demnach im Kultur- und Selbstverständnis in weitreichenden Kreisen der Bevölkerung von Bydgoszcz noch immer eine feste Rolle. (Siehe auch: https://www.youtube.com/watch?v=zAjh8Idb-2M usw. oder https://www.youtube.com/watch?v=cXbkynyJz74)

Ähnlich verhält es sich mit der lebensgroßen Idealplastik der „Bogenspannerin“ von 1905/06, die, gänzlich im Duktus der Skulpturenlehre von Adolf von Hildebrand gehalten, nicht nur den Berlinern, Coburgern und Bydgoszczern wohl bekannt ist. In Berlin ist sie vor der Alten Nationalgalerie und als Nachguss auf dem Vorplatz am Bahnhof Nikolassee zu finden. Das Motiv sorgte nach 1906 auch als Kleinplastik für gute Verkaufszahlen bei den Kunstgießern bzw. -händlern. 

Aufnahme um 1905/06: Professor Ferdinand Lepcke mit Bogenspannerin in seinem Berliner Atelier. Privatbesitz von Dietmar Leischner, Ottobrunn.

Zur Frage nach der künstlerischen Bedeutung Ferdinand Lepckes sagte der Diplom-Museologe Nicky Heise auf der Gedenk-Tour: „Was die Bildwerke von Ferdinand Lepcke angeht, gab es ja in Coburg 2012/13, in Lauchhammer 2013 und in Bydgoszcz 2014 unterschiedliche Ausstellungen und wissenschaftliche Publikationen. Eine Folge der Ausstellungsaktivitäten war auch, dass zum Beispiel das Motiv der Bogenspannerin seit 2013 als kleinplastischer Nachguss mit festgelegter Auflage erworben werden konnte. Als Großplastik wurde sie sogar 2015 für einen italienischen Privatpark nachgegossen. Und nicht zuletzt mit der Neuerrichtung des Sintflutbrunnens in Bydgoszcz 2014 zeigte sich mehr als nur intensives Interesse an Lepckes Kunstwollen. All diese Unternehmungen haben natürlich auch den Informationsstand um das Schaffen des Bildhauers erweitern können und sicher neues Interesse geweckt. Allerdings könnte im Bereich der Berliner Bildhauerschule noch wesentlich mehr an Forschungsarbeit geleistet werden.“ NH

Foto: Wolfgang Holtz, 23.03.2016. Teilnehmer der Lepcke-Tour bei der Alten Nationalgalerie in Berlin. (In der Mitte, von l. n. r., Dietmar Leischner, Andreas Krämmer und Nicky Heise)

Heise, Nicky; Kähler, Susanne; Weschenfelder, Klaus: Ferdinand Lepcke (1866 - 1909). Monographie und Werkverzeichnis. Anlässlich der Ausstellung: Ferdinand Lepcke (1866 - 1909) - Weiblicher Akt und Körperideal, Kunstsammlungen der Veste Coburg, 16. Dezember 2012 bis 24. April 2013 und Kunstgussmuseum Lachhammer, 18. Mai bis 18. August 2013

Die Monografie (252 Seiten) ist über die Kunstsammlungen der Veste Coburg zu beziehen. ISBN: 978-3-87472-092-2

Inhaltsverzeichnis:
http://d-nb.info/1029095884/04

Nicky Heise, Susanne Kähler, Inga Kopciewicz, Stefan Pastuszewski, Marek Romaniuk, Klaus Weschenfelder: Ferdinand Lepcke 1866-1909. Anlässlich der gleichnamigen Ausstellung in Bydgoszcz 2014/15. ISBN 978-83-63572-92-1

Siehe auch: http://muzeum.bydgoszcz.pl/wystawy/id,180,0,0,Ferdinand-Lepcke-1866-1909

Zum Sintflutbrunnen in Eisleben: http://www.mz-web.de/eisleben/vor-100-jahren-raetselraten-um-den-stifter-des-sintflutbrunnens-in-eisleben-24728708 Stand vom 12.09.2016.

Quellen:
[1]   Siehe auch: Nicky Heise, Susanne Kähler, Klaus Weschenfelder: Ferdinand Lepcke (1866 - 1909). Monographie und Werkverzeichnis. S. 25, Anm. 90.