Sonntag, 24. Mai 2020

Neues Projekt der Schadow Gesellschaft Berlin e.V.

Münzfries von Johann Gottfried Schadow aus den Jahren 1799-1802 soll entstaubt und restauriert werden und an einem geeigneten Ort für die Öffentlichkeit zur Verfügung stehen, vorerst im großen Aus-stellungssaal der jetzigen „Berliner Münze“. Andere Überlegungen sind in der Diskussion.

Sehr geehrte Damen und Herren!
Liebe Freunde und Sympathisanten der Schadow Gesellschaft Berlin e.V.!

Vorstand und Kuratorium der Schadow Gesellschaft Berlin e.V. haben beschlossen, zusammen mit Herrn Dr. Andreas Schikora von der Staatlichen Münze Berlin und Frau Dr. Yvette Deseyve von der Alten Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, den Münzfries von Johann Gottfried Schadow aus den Kreuzberger Katakomben wieder in das Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Der Fries muss von Experten restauriert werden. Wir schätzen die Kosten auf 200.000 bis 250.000 Euro.

Schadows Münzfries

Wer Gottfried Schadows Münzfries in seinem jetzigen Domizil, in den Katakomben des Berliner Kreuzberg-Denkmals einmal nur gesehen hat, wird den Eindruck davon kaum je wieder vergessen. Denn selbst wenn sich die großformatigen, pathetisch-theatralischen Szenen nicht gleich erschließen: Dieses Mit- und Gegeneinander der vielen, oft halbnackten Menschenleiber fesselt das Auge. Eigenartig und sehr lebendig sind diese Schadowschen Geschöpfe alle. Beinahe könnte sie noch der Titanensohn Prometheus geformt haben. Sie erinnern uns an seine Erdklöße aus Lehm, man ahnt ihre Reflexe, Instinkte und Triebe; bei aller Idealisierung tragen die vielen kraftvoll-herben Gestalten doch Gutes wie Schlimmes in sich, in sonderbarer Mischung.
Bildquelle: Schreiben der Schadow Gesellschaft Berlin e. V., Mai 2020.

In seinen Memoiren von 1849 berichtet der alte Schadow ausführlich vom Münzfries. Dieser entstand als Bauschmuck für die sog. Neue Münze (1798-1800) des Architekten Heinrich Gentz (1766-1811) auf dem Werderschen Markt in Berlin. Das monumentale Werk, rund 40 Meter lang und 1,75 Meter hoch, 39 Einzelplatten, gehörte seitdem neben seiner weithin sichtbaren Quadriga auf dem Brandenburger Tor zu den bedeutenden, im Stadtraum öffentlich wirksamen Bildfolgen. Die Entwürfe für die aus Sandstein gefertigten Basreliefs, für die Gentz die Ideen lieferte, kamen 1799 von einem weiteren Architekten, dem damals wie heute hoch geschätzten Friedrich Gilly (1772-1800). Dessen Vorgaben seien so qualitätsvoll gewesen seien, dass man – sagt Schadow – für die zunächst entstehenden Gipsmodelle es angemessen fand, davon nicht abzuweichen. Das Friesband lief am Münzgebäude an drei Seiten über dem Erdgeschoß entlang, die unterschiedlich großen Reliefplatten kamen hauptsächlich aus Schadows Werkstatt.

Schadow schreibt davon sachlich, sich selbst in der dritten Person ansprechend und nicht ohne Stolz: Schadow kann sich nur die an der Fassade und jene an der hintern Seite ganz beimessen; die lange Seite wurde andern Bildhauern mit übertragen; unter diesen war es Bussler, der das Beste leistete. Diejenigen mögen es rechtfertigen, welche meinen, Schadow habe hier die mehrste Meisterhaftigkeit gezeigt. Diese Basreliefs, von welchen die Umrisse in den Zeichnungen mitgeteilt worden sind, umziehen wie ein Band die drei freien Seiten desselben. Die Inschrift an der Hauptfassade drückt die erste Bestimmung aus, nämlich: die oberste Etage solle die Lehrzimmer und Zeichensäle der Bauschule enthalten, die mittlere das kostbare Königliche Mineralienkabinett bewahren und die untere dem Prägen der Münzen verbleiben; letztere Bestimmung ist allein noch vorhanden.

Drei Institutionen beherbergte also der innovativ-moderne Baukörper, und zwar die Münzprägeanstalt, die Allgemeine Bauschule und das Oberbergdepartement. Die vier narrativ angelegten Szenen waren inhaltlich darauf ausgerichtet: 1. Das Hervorbringen der rohen Metalle, 2. Das wissenschaftliche Ordnen der Metalle, 3. Das Verarbeiten der Metalle, 4. Landbau und Wasserbau.

Im Laufe der baulichen Veränderungen Berlins wurde dieses Münzgebäude ab 1869 abgerissen, Schadows Werk bis 1871 durch andere Reliefs erweitert und zunächst am Stülerschen Münzgebäude (1868-1871), nach dem 2. Weltkrieg probeweise auch anderweitig angebracht. Eine wenig qualitätvolle und ungünstig platzierte, heute verwahrlost wirkende Nachbildung des Schadow-Frieses ist noch an der ehemaligen, 1935 erbauten Reichsmünze am Molkenmarkt zu sehen. Sie kann sich nicht mit dem originalen Bildwerk messen.

Bereits die beiden großen Berliner Kunsthistoriker Peter Bloch (1925-1994) und Helmut Börsch-Supan (geb. 1933) engagierten sich jahrelang voller Enthusiasmus für eine würdige Aufstellung dieses genialen Schadowschen Kunstwerkes, da es – wie die Quadriga auch – neben seinem kunst- und zeithistorischen Wert auf die eigentlichen Grundlagen eines jeden modernen Staatswesens hinweist.

Wir wären Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, außerordentlich dankbar, wenn Sie uns bei diesem Projekt ein klein wenig finanziell unterstützen könnten. Für jede noch so kleine Spende auf das unten stehende Konto unserer Gesellschaft sind wir Ihnen sehr dankbar. Eine Spendenbescheinigung wird Ihnen selbstverständlich ausgestellt.

Mit sehr freundlichen Grüßen
Ihre

Dr. Claudia Czok
Vorsitzende

Klaus Gehrmann
Geschäftsführer

Siehe auch:
Helmut Caspar: Schadows Münzfries verstaubt.

Schadow Gesellschaft Berlin e.V.(Schadow Haus)
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Telefon/Fax 030/226 73 02
Vorsitzende: Dr. Claudia Czok
Stellvertreter: Wolf-Borwin Wendlandt
Schatzmeister: Wolf-Rainer Hermel
Schriftführerin: Dr. Christina Petersen, Bernd Goldmann, Bärbel Dieckmann
Kuratorium: Dr. Anja Gebauer, Dr. Hans Gerhard Hannesen, Dr. Andreas Kaernbach, Monika Peschken,
Prof. Dr. Heinrich Wefelscheid
Geschäftsführer: Klaus Gehrmann
Vereinsregister Berlin-Charlottenburg Nr. 13674 Nz, Gemeinnütziger Verein
Berliner Sparkasse, BLZ 100 500 00, Konto Nr. 0103 812 040
IBAN: DE18 1005 0000 0103 8120 40
BIC: BELADEBEXXX