Wir kennen es bereits von großen Kunstmuseen wie Guggenheim, MoMA und Louvre. Sie errichten Dependancen, verkaufen Rechte an ihren Namen und verschippern Teile ihrer Sammlungen in die ganze Welt, wie eine Art Franchise-Unternehmen. Wo die großen Namen auftauchen folgt zugleich ein Hype, für den Besucher lange Schlangen, noch längere Wartezeiten und horrende Eintrittspreise in Kauf nehmen. „Name Dropping“, wie man es bisher aus der Modewelt kannte, ist in der Museumslandschaft schon lange nichts Neues mehr. Wie erfolgreich der selbst-inszenierte Markenaufbau von Museen sein kann, ist spätestens seit „Was??? Du warst nicht in der MoMA-Ausstellung?“ deutlich geworden. Es grenzte ja schon an gesellschaftlichen Selbstmord, wenn die Frage gestellt wurde, was genau MoMA eigentlich sei.
Auswirkungen der anderen Art hatte die Errichtung der Guggenheim Dependance im spanischen Bilbao. Unter dem so genannten „Bilbao Effekt“ verhalf das Museum, nicht zuletzt durch den unkonventionellen Baustil des Stararchitekten Gehry, zur Transformation der konjunkturschwachen Küstenstadt in einen attraktiven Ort für Touristen und Investoren.
Damit nun auch das Louvre, als bekanntestes und meistbesuchtes Museum der Welt, seinen Standpunkt in dieser Museums-Magnaten-Liga halten kann, schickt es seine Kunstwerke in Zukunft in die Wüste. Auf einer „Insel des Glücks“ wird eine Dependance in Abu Dhabi erbaut, die ein wenig abendländische Kultur ins Morgenland bringen soll, was sich die Erbauer ein ordentliches Sümmchen kosten lassen.
Die Kunst und unser kulturelles Erbe dienen hier nun als Botschafter in einer globalisierten Welt und nicht zuletzt auch als eine Art Pflegebaustein für internationale Beziehungen. Dass Kritiker hinter diesen Vorgängen einen Ausverkauf und Kommerzialisierung der Kunst sehen, ist nicht verwunderlich, aber eben auch nicht besonders weitsichtig. Überlegt man sich zum Beispiel einmal, wie große europäische Sammlungen von herausragendem Wert überhaupt zusammengetragen worden, nämlich durch Eroberungszüge auf anderen Kontinenten von fremden Kulturen, so scheinen die Museumsableger wie eine Art stiller und friedlicher globaler Kulturaustausch.
Das große Geld scheint auf den ersten Blick die Primärfunktion der Kunstinstitutionen zu sein, doch schaut man einmal genauer hinter die Fassaden der von namhaften Architekten errichteten Museumsbauten, so gehen diese auch nur ihren Verpflichtungen nach: Kulturerbe im Dienste der Gesellschaft zu bewahren und jederzeit für die Öffentlichkeit (und in diesen speziellen Fällen eben auch überall) zugänglich zu machen.
© SJ
Mittwoch, 10. September 2008
Kunst auf reisen
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